Rheinische Post: Platzeck verdienst Respekt – und Kritik

Kommentar von Sven Gösmann

Politik ist ein unmenschliches Geschäft, wird oft behauptet. Das
ist falsch. Politik ist ein sehr menschliches Geschäft, das den
Menschen über seine Grenzen führen kann, psychisch wie körperlich.
Der Mensch Matthias Platzeck hat für seinen Rücktritt unseren Respekt
verdient. Der frühere Bürgerrechtler hat dem wiedervereinigten
Deutschland mit traurig anmutendem Einsatz gedient: Hörsturz,
Schlaganfall, angeblich „nur leicht“ – und das sind nur die
bekanntgewordenen Bulletins. Dem brandenburgischen
Ministerpräsidenten, SPD-Bundesvorsitzenden und Fluthelden
„(Deichgraf“) außer Dienst ist zu wünschen, dass er sich fern der
Politik gut erholt. Zur Bewertung der Personalie gehört allerdings
auch die politische Bilanz. Platzeck hat das Großflughafen-Projekt
buchstäblich mit in den märkischen Sand gesetzt, das Land ist abseits
seiner Potsdamer Prominentenviertel ein Armenhaus, ein ziemlich rot
verfilztes noch dazu. Seinem Nachfolger, dem kaum beschriebenen Blatt
Dietmar Woidke, fällt die wenig beneidenswerte Aufgabe eines
Aufräumers zu. „Steige hoch, du roter Adler, hoch über Sumpf und
Sand“, heißt es in der inoffiziellen Brandenburger Hymne. Dem ist
nichts hinzuzufügen.

Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2621

Weitere Informationen unter:
http://