Rheinische Post: Polizei im Visier der Ermittler Kommentar Von Jürgen Stock

Die Deutsche Polizeigewerkschaft hat nach der
Katastrophe bei der Loveparade den Rücktritt von Oberbürgermeister
Adolf Sauerland gefordert. Ähnlich äußerte sich auch der Vorsitzende
des Innenausschusses im Bundestag, Wolfgang Bosbach (CDU). Doch
selbst ein möglicher Rücktritt Sauerlands aus Gründen des politischen
Anstands ließe die Frage offen, wer die Katastrophe letztlich
verschuldet hat. Das Schwarze-Peter-Spiel bei der Frage nach der
Verantwortung belegt, dass viele Handelnde in das verhängnisvolle
Geschehen verstrickt waren. Auch die Polizei. Deshalb hat das
Innenministerium gut daran getan, die Ermittlungskompetenz auf das
Kölner Polizeipräsidium zu übertragen. Zwar waren auch Kölner
Hundertschaften im Einsatz, doch waren die Beamten nicht an den
Vorbereitungen für das Techno-Spektakel beteiligt. Wenn es stimmt,
dass Duisburger Polizisten vor Sicherheitslücken bei der Loveparade
gewarnt haben, muss geklärt werden, ob diese Bedenken intern
heruntergespielt wurden. Noch wesentlicher aber ist die Frage nach
dem Einsatzablauf. Wer hat angeordnet, dass eine Polizeiabsperrung
kurz nach 16 Uhr aufgehoben wurde, so dass die Menschenmassen
ungehindert durch den Tunnel strömen konnten? Die Kölner Ermittler
sind nicht zu beneiden.

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