Nach Irland rückt nun Portugal in den
Brennpunkt der europäischen Schuldenkrise. Die Südeuropäer stehen mit
einer Schuldenquote von 76 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gar
nicht mal so sehr in der Kreide. Deutschlands Schuldenquote etwa
erreicht ähnliche Höhen. Doch Portugal hat eine schwache
Wirtschaftskraft und keine überzeugenden Wachstumsperspektiven für
die Zukunft. Für Investoren jedenfalls ist das Bild, das Portugal
derzeit liefert, schon desolat genug, um an der langfristigen
Zahlungsfähigkeit Lissabons zu zweifeln. Dahinter jedoch verbergen
sich noch weit größere Zweifel, nämlich die an der Währungsunion
insgesamt. Die Volkswirtschaften der Euro-Zone driften auseinander,
seit sich die Staaten zusammengetan haben, der Graben wird tiefer.
Die Zinssätze der Europäischen Zentralbank, die für Deutschland
anfangs zu hoch und für die Südeuropäer zu niedrig waren, sind heute
für die anderen zu hoch. Ausräumen ließe sich dieses Manko
langfristig nur durch weiteres politisches Zusammenrücken. Wer den
Euro erhalten, wer das Auseinanderbrechen der Euro-Zone verhindern
will, wird als Preis dafür Souveränität aufgeben müssen. In einem
zweiten Schritt wären dann auch gemeinsame Anleihen denkbar.
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