Rheinische Post: Prüfung für den Glauben

Ein Kommentar von Lothar Schröder:

Zu den christlichen Hochfesten sind stets jene Umfragen ungeheuer
beliebt, die das vermeintliche Kirchenvolk daraufhin abscannen, wer
was noch über den anstehenden Feiertag weiß. Das sind
Wasserstandsmeldungen des Christentums – mit permanent beängstigenden
Pegelständen. Die Botschaft unserer Meinungsforscher aus dem Jahr
2011 nach Christus: Nur jeder zehnte Deutsche glaubt an die
Auferstehung. So weit, so lapidar. Bis auf den Einwurf, dass diese
Bedenken selbst den Geist des Osterfestes treffen: Denn die Tage von
der Kreuzigung bis zur Auferstehung sind Tage tiefen
Glaubenszweifels. Die Ostergeschichte lehrt uns mit ihren
dramatischen Ereignissen sowie der Entscheidungsnot aller Handelnden,
dass auch das Zweifeln zum Wesen unseres Glaubens gehört. Da ist der
Verräter Judas, der den Glauben an die Mission Jesu verloren hat; da
ist Petrus, der Gottes Sohn aus Angst dreimal verleugnet – immerhin
jener Petrus, der als Fels die Kirche schultern wird; da sind alle
Jünger, die die Stätte der Kreuzigung fliehen und so verzagt in ihrem
Glauben sind, dass sie die Nachricht von der Auferstehung des Herrn
zunächst nicht glauben. Und schließlich Jesus selbst, der am Kreuz
seinen Vater mit der Frage konfrontiert, warum er ihn verlassen habe.
Zweifel sind wertvoll, weil sie zeigen, dass das, wonach wir kritisch
fragen, uns nicht gleichgültig lässt.

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