Rheinische Post: Razzia in Wulffs Welt

Ein Kommentar von Gregor Mayntz:

Gerade schien die Präsidenten-Affäre auf Bobby-Car-Format
geschrumpft zu sein, da setzt die Staatsanwaltschaft schweres Gerät
ein. Und das betrifft auch Christian Wulff. Denn dem geht die Razzia
bei seinem früheren Sprecher Olaf Glaeseker nicht nur emotional,
sondern auch real näher als das Spielzeugauto-Geschenk für seinen
Sohn, das zuletzt bizarrerweise als „neuer Verdacht“ gehandelt worden
war. Die Fragen, denen die Staatsanwaltschaft in der Verdachtssache
Glaeseker nachgeht, betreffen nicht ein paar privat gesponserte Rosen
für den Hobbyzüchter Glaeseker am Steinhuder Meer. Sie haben direkt
mit Glaesekers Job an der Seite von Wulff in der Staatskanzlei in
Hannover zu tun. Mit seinen Kontakten, mit seiner Fürsprache, mit
seiner Art des Umgangs unter (Geschäfts-)Freunden. Wulff und
Glaeseker, das war kein Verhältnis zwischen einem Chef und dem Leiter
einer Pressestelle mit beschränkten Zuständigkeiten. Wulff und
Glaeseker, das war eine Symbiose, eine Zweckgemeinschaft mit einer
Einheit im Denken und Tun. Wulff empfand es als normal, auf einen
Urlaub oder Hauskredit eingeladen zu werden. Nun ermittelt die
Staatsanwaltschaft, ob Glaeseker genau diese Normalität zu weit
getrieben hat. Es ist eine Razzia gegen Glaeseker, aber eine in
Wulffs Welt.

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