Rheinische Post: Recht auf Rendite

Kommentar von Antje Höning

Mit dem Plan, Griechenland vor dem Europäischen Gerichtshof zu
verklagen, machen die Hedgefonds ihrem Ruf als Heuschrecken alle
Ehre. Ein Staat spart sich zu Tode, eine Währung für 300 Millionen
Bürger wankt, und ein paar Fonds reklamieren für sich ein
„Menschenrecht auf Rendite“ – als sei das Recht auf Gewinne so etwas
wie das Recht auf Leben. Das ist dreist. Zumal die Hedgefonds genau
wussten, wie hoch das Risiko war, das sie freiwillig eingingen –
viele hatten Griechenland erst entdeckt, als das Land schon fast
pleite war. Die Fonds sind auch gar nicht an einem Urteil
interessiert. Sie wollen nur den Preis für ihren Schuldenerlass
hochtreiben. Ihre Chancen stehen gut, denn die Regierung in Athen
kann sich einen jahrelangen Prozess gar nicht leisten. Sie hat nur
noch Tage, um die Beteiligung der privaten Gläubiger am
Schuldenschnitt zu regeln, ohne den es im März keine neue Hilfe gibt.
Dass die Hedgefonds so auftreten können, ist aber auch Schuld der
Politik. Die griechische Regierung liefert den Anlass für die Klage,
falls sie nun rückwirkend die Spielregeln für ihre Anleihen ändert.
Und Europa lockte die Fonds erst ins Land. Wäre Athen 2010 geordnet
Pleite gegangen, hätten die Hedgefonds erst gar keine Macht über
Athen erlangt.

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