Rheinische Post: Regierung der Rücktritte

Ein Kommentar von Michael Bröcker:

Die angebliche Schicksalswahl für Bundeskanzlerin Angela Merkel
(CDU) kennt viele Schicksale. Nur nicht das von Angela Merkel. Die
Kanzlerin verwirrt und irritiert mit ihren atemberaubenden Schwenks
die zutiefst an Glaubwürdigkeit und Geradlinigkeit interessierte
konservativ-bürgerliche Basis. Doch am Ende gehen andere. Jetzt hat
sich der konservative Hoffnungsträger a. D., Stefan Mappus, auf die
Hinterbank des Stuttgarter Landtags verzogen. Und nebenbei musste
FDP-Wirtschaftsminister Rainer Brüderle seinen Hut als
rheinland-pfälzischer Landeschef nehmen. Nur Kanzlerin Merkel, so
lautet die nahezu einhellige Meinung im CDU-Vorstand, ist
unangefochten. Ein trügerisches Bekenntnis. Denn Merkel kann sich
nach den Schocks nicht einfach durchschütteln und weitermachen. Nach
dem „Herbst der Entscheidungen“ steht Merkels schwarz-gelbes Bündnis
nun vor einem Sommer des Chaos. Kein Thema, kein Zusammenhalt, keine
Empathie. Wie soll die CDU-Vorsitzende, die so sehr an einer
Wiederwahl 2013 interessiert ist, da ihr Bündnis noch zwei Jahre am
Leben erhalten. Merkel muss eine neue Agenda für ihre Koalition
finden und zu alter Prinzipientreue zurückkehren. Die CDU nun zur
besseren Öko-Bewegung zu formen, dürfte nicht erfolgversprechend
sein. Da sind die Grünen besser.

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