Rheinische Post: Rote Karte für EM-Gewalt = Von Gregor Mayntz

Im Grunde ist der Begriff eine Beleidigung für
die intelligenten Vierbeiner, wenn brave oder halbwegs brave Bürger
zu Bestien auf Zeit mutieren, weil sie mal wieder „die Sau
rauslassen“. Und doch kennen und fürchten Polizisten und Politiker
das Phänomen, dass „Schlachtenbummler“ neben dem Sieg ihrer
Mannschaft auch oder sogar vor allem Schlägereien mit „gegnerischen“
Fans im Sinn haben. Die Drohkulisse von einschlägig berüchtigten
polnischen Fans via Internet lässt Schlimmes ahnen für die am Freitag
beginnende Fußball-EM. Dass die deutsche Polizei tausend
gewaltbereite Problemfans in Einzelansprachen gewarnt und hundert mit
einem faktischen EM-Verbot belegt hat, ist nicht mehr als ein
Zeichen. Im Europa der offenen Grenzen wird sich erst noch zeigen,
wie wirksam diese Vorbeugung ist. Mahnungen von Vereinen und Idolen
an die eigenen Anhänger hören wir seit vielen Jahren, auch die
unterschiedlich intensiven Warnungen des Staates haben Tradition. Sie
können sicherlich in begrenztem Umfang Orientierung geben. Aber
gerade für die Spezies so genannter Fans, die sich vor allem am
Faustrecht orientieren, ist offensichtlich Zwingenderes notwendig.
Die Gastgeber sollten schnell reagieren und bei Gewalt den Hooligans
die Rote Karte zeigen – als Ticket fürs Nachdenken hinter
schwedischen Gardinen.

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