Rheinische Post: Schulden erlassen

Kommentar von Antje Höning

Die Lage wird ernster. Erst versicherte Mario Draghi, die
Europäische Zentralbank (EZB) werde alles tun, um den Euro zu retten.
Gestern erklärten Kanzlerin Merkel und ihr französischer Kollege
Hollande, sie würden alles tun, um die Eurozone zu schützen. Über die
Politik, die hinter dem Wort „alles“ steckt, haben die Beteiligten
unterschiedliche Vorstellungen. Doch ihr Ziel ist gleich: Sie wollen
verhindern, dass die Lage in Athen und Madrid eskaliert, bevor der
Rettungsschirm ESM starten und die Länder auffangen kann. Und sie
wollen die Finanzmärkte beruhigen, die mit ihren panischen
Zinsforderungen die Lage weiter verschärfen. Frankreich will am
liebsten mit Eurobonds helfen, die EZB mit dem Kauf von
Staatsanleihen. Beides lehnt Merkel aus guten Gründe ab. Sinnvoll ist
dagegen ein zweiter Schuldenschnitt, der nun für Athen diskutiert
wird. Bei der ersten Runde waren nur private Geldgeber, Banken und
Versicherer, dabei. Nun sollen auch Staaten und Notenbanken Schulden
erlassen. Es ist zwar ärgerlich, dass die Partner dem
reformunwilligen Land erneut entgegen kommen müssen. Doch die
Alternative ist zu riskant: Bevor der ESM nicht für Spanien
aufgespannt ist, darf Hellas wegen der Ansteckungsgefahr nicht
pleitegehen.

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