Aus eigener Kraft wird Griechenland seinen
Schuldenberg wohl nicht mehr los. Deshalb erscheint es auf den ersten
Blick folgerichtig, dass nach den privaten nun auch die öffentlichen
Gläubiger auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten. Doch es gibt
gravierende Unterschiede zwischen beiden Gruppen. Denn die Privaten
haben Griechenland freiwillig ihr Geld gegeben, während die
Euro-Staaten und die Europäische Zentralbank nur eingesprungen sind,
um größere Turbulenzen für die gemeinsame Währung zu verhindern. Bei
einem Schuldenerlass würden die Steuerzahler in den Gläubigerländern
für etwas bestraft, über das sie gar nicht freiwillig entscheiden
konnten. Würden die staatlichen Gläubiger auf ihr Geld verzichten,
wäre auch der Vertrag über die Währungsunion für alle sichtbar
gebrochen. Denn die Übernahme von Schulden eines Mitgliedstaats ist
nach dem EU-Vertrag streng verboten. So bitter es für Griechenland
ist: Das überschuldete Land muss mit seinen Verbindlichkeiten vorerst
weiter leben und mit Sparprogrammen die Basis für eine Gesundung der
Finanzen legen. Verschafft sich Griechenland hier Glaubwürdigkeit,
kann man auch darüber nachdenken, dem Land bei der Bewältigung der
Schuldenlast zu helfen. Erst dann können es sich die Partnerländer
leisten, großzügig zu sein.
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