Rheinische Post: Schwarz-gelbe Not von Michael Bröcker

Die Botschaft aus Berlin nach Berlin lautet:
Der Zerfall der Bundesregierung geht weiter. Dies liegt vor allem am
Ergebnis der Hauptstadtliberalen. Mit zwei Prozent ist die FDP auf
dem Tiefpunkt seit ihrem glanzvollen Sieg bei den Bundestagswahlen.
Die junge Führung um Philipp Rösler ist dort angekommen, wo sie nie
hin wollte. In den 1990er Jahren, als die Partei
1,x-Prozent-Ergebnisse erzielte und gerade so viele Stimmen
erreichte, dass ihre Wahlkampfkosten erstattet wurden. Das Berliner
Debakel wird nicht folgenlos bleiben. Die FDP muss sich mehr denn je
profilieren, was nach landläufiger Meinung mit Geländegewinnen in der
Koalition am besten funktioniert. Ob die CDU dazu bereit ist, scheint
nach dem erbitterten Euro-Streit fraglich. Wie Kanzlerin Merkel ihre
Wunschkoalition wieder aufrichten will, bleibt offen. Die
Auseinandersetzung zwischen den wichtigsten Koalitionsvertretern in
der Euro-Frage ist beispiellos. Die Retter agieren wie eine
abgehalfterte Feuerwehr-Truppe, die über das Löschkonzept streitet,
während im Hintergrund das Haus abbrennt. Zeit der Besinnung hat sich
die FDP verordnet. Sie sollte die Union zur Meditationsrunde
einladen. Das Berliner Bündnis braucht eine Frischzellenkur.

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