Rheinische Post: SPD bricht ein Tabu Kommentar Von Eva Quadbeck

Die Sozialdemokraten sind erstmals bereit, in
einer von den Linken geführten Landesregierung die Juniorrolle zu
übernehmen. Damit begeht die SPD einen Tabubruch. Man muss noch nicht
einmal die SED-Keule auspacken, um viele Argumente gegen diese
Konstellation zu finden. Vor allem schadet sich die SPD selbst. Die
Sozialdemokraten geben der Linken die Chance, sich im Parteiensystem
der Bundesrepublik weiter zu etablieren und damit ihre Machtoptionen
auszuweiten. Bislang sind die Linken stets auf Kosten der SPD
gewachsen. Dies wird auch weiterhin der Fall sein. Die 150 Jahre alte
Sozialdemokratie macht sich mit dieser Entscheidung überdies selbst
klein. Wäre es ihr gelungen, ein schwarz-rotes Bündnis in Thüringen
fortzusetzen, wäre sie weiterhin Teil einer großen Koalition gewesen
– trotz ihres mageren Abschneidens mit zwölf Prozent bei der
Landtagswahl. Nun schickt sich die SPD an, neben den Grünen der
kleine Partner der Linken zu sein. Dass die Sozialdemokraten gestärkt
aus einer solchen Koalition hervorgehen, ist unwahrscheinlich.

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