Rheinische Post: Stark flüchtet Kommentar Von Georg Winters

Europa verliert mit Jürgen Stark einen
Vorkämpfer für einen stabilen Euro. Nach dem Abgang von
Ex-Bundesbank-Präsident Axel Weber sendet die zweite Demission binnen
Monaten ein fürchterliches Signal an die Finanzmärkte. Noch
offensichtlicher kann der Riss kaum sein, der durch die Führungsriege
der kontinentalen Notenbanker geht. Auf der einen Seite die Deutschen
(wie Stark), die sich und die Institution EZB noch als Hort der
Stabilität begreifen. Und die anderen, die glauben, über gewaltige
Anleihen-Käufe Staaten retten zu müssen, die bis zum Hals im
Schuldensumpf stecken. Diese Politik ist auf Dauer verhängnisvoll.
Aber selbst, wenn man Argumente für sie finden will, muss man
konstatieren: Die Unabhängigkeit von der Politik, die Notenbanker
einst stolz als Schild vor sich her trugen, ist dahin. Das hat auch
Stark erkannt. Für sich persönlich hat er damit vermutlich die einzig
mögliche personelle Konsequenz gezogen. Aber die ist fatal, weil
Flucht vor der wirtschaftspolitischen Verantwortung niemandem hilft.
Nicht den Deutschen, die ein neues Personal-Loch zu stopfen haben,
nicht der EZB, deren Reputation weiter Schaden nimmt, und schon gar
nicht der Währung, für die Stark so gekämpft hat. Ein schlechter Tag
für Europa.

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