Rheinische Post: Strafe für Tyrannen Kommentar Von Matthias Beermann

Charles Taylor, der liberianische Ex-Präsident
und Warlord, hat Geschichte geschrieben. Nicht ganz freiwillig zwar,
aber dafür wird ihm niemand böse sein. Der gestern gefällte
Schuldspruch gegen den heute 64-Jährigen, der einst im Nachbarland
Sierra Leone in einem blutigen Bürgerkrieg mitmischte, der mit mehr
als 120 000 Toten, unzähligen Verstümmelten und unendlichem
menschlichen Leid endete, ist ein Fanal. Erstmals hat ein
internationales Strafgericht die Verbrechen eines Staatschefs
geahndet. Bisher galt, dass selbst die übelsten Diktatoren, die
schlimmsten Massenmörder und Kriegstreiber meist einen angenehmen
Lebensabend im Ausland verbringen konnten. Konsequenzen mussten sie
nicht fürchten und Strafe schon gar nicht. Mit dieser völligen
Immunität ist es nun vorbei – das ist die Botschaft aus dem
Gerichtssaal von Den Haag. Gewiss, die Mühlen der internationalen
Strafjustiz mahlen nicht besonders schnell, und bis zur Einleitung
eines Verfahrens hängt vieles auch ab vom politischen Willen der
betroffenen Länder. Bisher waren Urteile auch nur gegen Handlanger
ergangen. Aber seit gestern müssen sich nun auch Staatschefs davor
fürchten, dass sie eines Tages Rechenschaft für ihre Untaten
abzulegen haben. Gut so.

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