Nach dem Rekord-Streikjahr 2015 verhalten sich
die Gewerkschaften im laufenden Jahr deutlich zurückhaltender. Das
belegt eine aktuelle Studie des arbeitgebernahen Instituts der
deutschen Wirtschaft (IW) in Köln, die der in Düsseldorf
erscheinenden „Rheinischen Post“ (Freitagausgabe) vorab vorliegt.
Demnach verliefen die Tarifverhandlungen im ersten Halbjahr
„vergleichsweise harmonisch“.
Beim sogenannten Konfliktintensitäts-Index werden Tarifkonflikte
nicht wie sonst üblich allein nach ihrer Länge beurteilt. Die
Forscher vergaben anhand einer siebenstufigen Skala Punkte, je
nachdem, zu welchen Mitteln die Gewerkschaften griffen: Für reine
Verhandlungen ohne Drohungen oder Arbeitskampf gab es beispielsweise
null Punkte, für eine Drohung einen Punkt, für einen Warnstreik vier
Punkte und einen Arbeitskampf sieben Punkte.
Für das laufende Jahr registrierte das IW in den beobachteten 13
Wirtschaftszweigen mit insgesamt rund zwölf Millionen Beschäftigten
einen durchschnittlichen Wert von 7,9 Punkten. „Das entspricht einer
Drohung, einem Streikaufruf und einem Warnstreik“, schreiben die
IW-Experten Hagen Lesch und Paula Hellmich. Zum Vergleich: Im
Megastreikjahr 2015 lag der Wert bei 20,6 Punkten und damit knapp
dreimal höher. „Von insgesamt elf analysierten Tarifrunden, die noch
laufen oder bereits abgeschlossen sind, eskalierten sechs bis zum
Warnstreik, und zwar in der Metall- und Elektro-Industrie, im
Öffentlichen Dienst, in der Druckindustrie, im Bankgewerbe sowie bei
der Deutschen Telekom und bei T-Systems“, schreiben die Autoren. Zu
einem echten Arbeitskampf mit vorangegangener Urabstimmung kam es
bislang nicht.
Nach Ansicht der IW-Tarifexperten könnte sich die positive Bilanz
auch im zweiten Halbjahr fortsetzen, „da in diesem Jahr die größeren
Branchen bereits Tarifverträge abgeschlossen haben und keine
Großkonflikte drohen“.
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