Rheinische Post: Stunde der Zweifler

Ein Kommentar von Matthias Beermann:

Osama bin Laden ist tot. Ist er wirklich tot? Ist die Erstürmung
seines Verstecks in Pakistan nicht nur eine raffinierte Inszenierung?
Lebt der Mann in Wirklichkeit noch? Oder hat man nur spektakulär
seine Leiche beseitigt, die in Wahrheit schon seit Jahren in einem
amerikanischen Tiefkühlfach lagerte? Seit US-Präsident Barack Obama
das Ende von bin Laden verkündet hat, wuchern die abstrusesten
Verschwörungstheorien. Je wilder spekuliert wird, desto lauter ertönt
der Ruf nach Beweisen für den Tod des Terrorchefs. Fraglich, ob sie
diese bizarre Debatte beenden können, die durch prinzipielles
Misstrauen gegenüber dem Staat befeuert wird. Und dann gibt es
natürlich auch noch jene, die mit Gerüchten ihr politisches Süppchen
kochen. Die Taliban natürlich, die ein taktisches Interesse daran
haben, Zweifel am Tod bin Ladens zu nähren. Oder aber auch Obamas
politische Gegner, die ihm unterstellen, er habe nur eine große Show
abgezogen, um seine Wiederwahl zu sichern. Alles ein abgekartetes
Spiel eben. Richtig ist: Obamas Mannschaft hat sich in ihrer
Informationspolitik über die Vorgänge in Pakistan stark verheddert.
Wenn sich das nicht schnell ändert, droht der frische Ruhm des
Präsidenten ganz schnell wieder zu verblassen.

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