Nach dem Tod von Osama bin Laden war mit
Racheakten seiner Anhänger gerechnet worden. Einige schwere Anschläge
hat es bereits gegeben, vorwiegend in Pakistan. Sie liefen meist nach
dem grausam bekannten Muster ab: Selbstmordattentäter sprengten sich
in einer Menge in die Luft. Auch gestern wurde Pakistan wieder zum
Ziel. Doch der Angriff der Taliban auf die Marine-Basis in Karachi
hat eine neue Qualität. Das war ein sorgfältig geplantes
Kommando-Unternehmen, das sich gegen eine Hochsicherheitseinrichtung
der pakistanischen Streitkräfte richtete und nicht gegen irgendein
Polizeirevier in der Provinz. Offenbar haben die Kämpfe über Stunden
gedauert. Für die pakistanische Armee ist dieser Handstreich der
Taliban eine erneute Demütigung – und für den Rest der Welt eine
Warnung. Es ist kein Zufall, dass der Rachefeldzug der
Bin-Laden-Jünger sich gegen Pakistan richtet, wo sie offenbar über
ausreichend Unterstützer verfügen. Selbst die Armee soll teilweise
von ihnen unterwandert sein. Dass das Militär jetzt trotzdem zum Ziel
wurde, hat mit seiner Rolle als letzter Stabilitätsanker in dem
politisch labilen Atomwaffenstaat zu tun. Die Armee zu
diskreditieren, ein Machtvakuum zu schaffen, dahinter steckt
politisches Kalkül.
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