Rheinische Post: ThyssenKrupp – ein Konzern von gestern = Von Antje Höning

Es verrät viel über den Charakter des
Spitzengewerkschafters Bertin Eichler, dass er sich von einem
Krisenkonzern zu Luxusreisen hat einladen lassen. Der Vorgang verrät
aber noch mehr über das Klima in dem Unternehmen, das im 21.
Jahrhundert noch nicht angekommen ist. Während viele Konzerne erkannt
haben, dass nicht alles legitim ist, was legal ist, wird bei
ThyssenKrupp weiter der Stil der alten Ruhrbarone gepflegt. Alles ist
erlaubt, was dem Geschäft zu dienen verspricht. Kritiker werden durch
Zuwendungen gewogen gemacht, Konkurrenten mit Preisabsprachen umarmt.
Doch so funktioniert Wirtschaft heute nicht mehr. Folglich werden die
Verluste in Essen immer größer, wird die Liste der Skandale immer
länger. Das wird zum Problem für Gerhard Cromme. Seit über zehn
Jahren führt der Mann, der sich als Chef der Kommission für saubere
Geschäfte einen Namen machte, den Aufsichtsrat. Jenes Gremium, das
weder Misswirtschaft noch Missverhalten verhindern konnte. Noch
schützt Cromme, dass die Legende Berthold Beitz ihn zum Chef der
mächtigen Krupp-Stiftung machen will. Doch wenn ThyssenKrupp wirklich
den Neuanfang will, den Konzernchef Hiesinger versprach, wird das
nicht mit Cromme gehen.

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