Es ist nicht das erste Mal, dass deutsche
Soldaten das Feuer auf afghanische Zivilisten eröffnet haben und
anschließend Tote zu beklagen waren. Bislang aber geschah dies in
unklarer Lage, wenn sich nachts Fahrzeuge mit hohem Tempo deutschen
Posten näherten. Der tödliche Zwischenfall von Talokan dagegen
ereignete am helllichten Tag. Und es handelte sich auch nicht um
versprengte Reisende, sondern um eine Begräbnisgesellschaft. Freilich
um eine, die mit mitteleuropäischen Trauerfeiern nicht verglichen
werden kann. Die Trauer über die Opfer einer Anti-Terror-Aktion von
US-Soldaten verwandelte sich, spontan oder gesteuert, in Hass auf die
Streitkräfte. Wenn es ein friedlicher Marsch gegen das kleine
Bundeswehr-Camp gewesen wäre, müssten die Schüsse aus deutschen
Gewehren als Reaktion darauf Anlass für größte Bestürzung und
Konsequenzen sein. Aber Brandsätze und Handgranaten gehören nicht zu
den Mitteln des Protests. Sie sind Instrumente des Kampfes. Wer sie
in die Hand nimmt und auf Warnungen nicht reagiert, der will nicht
demonstrieren, der will töten. Das Verhalten der Bundeswehr ist
aufzuklären – aber zu bewerten nur in Verbindung mit der Dimension
der Bedrohung.
Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion
Telefon: (0211) 505-2303