Rheinische Post: Türkei-Flüchtlinge

Ein Kommentar von Matthias Beermann:

Sie kommen aus dem Nahen Osten, aus Asien und aus Afrika, und sie
kommen über die Türkei. Jede Nacht überqueren Hunderte von
Flüchtlingen die grüne Grenze nach Griechenland. Dort landen sie
meist in völlig überfüllten Auffanglagern. Nach ein paar Tagen lässt
man sie laufen, mit der hilflosen Auflage, binnen 30 Tagen das Land
zu verlassen. Schon jetzt sollen 350 000 Illegale in Griechenland
leben, die meisten aber wollen weiter in ein anderes europäisches
Land. Die griechische Regierung ist mit der Situation überfordert und
hat in diesen Tagen die Hilfe der EU-Grenzschutzagentur Frontex
angefordert. Der Schlüssel zur Lösung des Problems liegt freilich in
der Türkei. Dort hat man dem Treiben der Schlepperbanden bisher
weitgehend tatenlos zugesehen. Weil die meisten anderen Routen ins
vermeintlich gelobte Europa inzwischen scharf kontrolliert werden,
kommen fast 90 Prozent der illegalen Einwanderer über diesen Weg zu
uns. Ankara müsste dringend handeln, pokert aber mit seiner
Zustimmung zu einem Flüchtlingsabkommen mit der EU. Eine riskante
Strategie für ein Land, das die EU-Mitgliedschaft anstrebt und dazu
vor allem Vertrauen gewinnen müsste – gerade bei einem so sensiblen
Thema wie der illegalen Einwanderung.

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