Über eines sollten sich die Protagonisten im
neuen Konflikt zwischen West und Ost klar sein: Ökonomisch leisten
kann sich eine Eskalation niemand. Die im Westen nicht, weil sie zum
Beispiel nicht dauerhaft auf die Energie aus dem Osten verzichten
können, die im Osten nicht, weil ihnen ohne Investoren aus dem Westen
die Grundlage für Wachstum fehlt, das den Bürgern auf Jahrzehnte
steigenden Wohlstand verspricht. Denn Wohlstand ist eine wirksame
Beruhigungspille für das Volk – auch dort, wo es politisch gärt. Das
weiß auch Putin. Ginge es also allein nach der ökonomischen Räson,
müsste der Konflikt schon heute erledigt sein. Stattdessen gefährden
politische Machtspiele wie einst zu den Hochzeiten des Kalten Krieges
die Wirtschaft – in einer Zeit, in der der Ukraine der Staatsbankrott
droht. Insofern läuft den Beteiligten die Zeit davon. Die Ukraine
braucht dringend politische Reformen, denn ohne diese gibt es kein
Geld. Und ein wirtschaftlicher Kollaps würde die ganze Region in
Mitleidenschaft ziehen. Für diese Erkenntnis und die richtigen
Konsequenzen braucht es mehr ökonomischen Sachverstand in der
Diskussion. Militärisches Säbelrasseln und politische Drohgebärden
gibt es schon genug.
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