Rheinische Post: Unangebrachter Spott Kommentar Von Martin Kessler

Christian Lindner, der forsche FDP-Chef, mag
seine Gründe gehabt haben, das Jamaika-Bündnis scheitern zu lassen.
Dass er sich jetzt – wie beim Neujahrsempfang seiner Partei geschehen
– über Kanzlerin Merkel und ihren angeblich mangelnden Mut zu
umfassenden Änderungen lustig macht, bringt ihm vielleicht den
Beifall der liberalen Basis, aber kaum den der Bürger ein. Es war
Lindner, der es nicht geschafft hat, die Kanzlerin, etwa in einem
Vier-Augen-Gespräch, für seine Vorstellungen einer grundlegenden
Neuerung Deutschlands einzunehmen. Er hätte ihr klar machen können,
dass dies sowohl der Union wie den Liberalen nützt. Da Merkel die
Dinge vom Ende her denkt, wären in vertraulicher Runde auch
weitergehende Ideen sicher ernsthaft gehört worden. Warum hat er es
noch nicht einmal versucht? Es ist leicht, jetzt im Off die Politik
der kleinen Schritte, die den Stil der Kanzlerin prägt, verächtlich
zu machen. Opposition ist wichtig und muss scharf sein. Sie muss aber
auch glaubwürdig sein. Bei Letzterem hat Lindner noch Nachholbedarf.

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