Rheinische Post: Union in Unruhe

von Birgit Marschall

Nach dem Erreichen der Kanzlermehrheit für den erweiterten
Euro-Rettungsschirm hätte Ruhe einkehren können in der Koalition.
Doch mancher in der Union wollte den eigenen Spitzenvertretern ein
ruhiges, verlängertes Wochenende wohl nicht gönnen: Von Ronald
Pofalla, dem Kanzleramtsminister und Vertrauten Angela Merkels,
wurden Äußerungen bekannt, die sich ein Spitzenpolitiker gegenüber
Kollegen nicht erlauben darf, die, so sie denn wirklich gemacht
wurden, schlicht ungehörig sind. Problematisch sind nicht nur die
vielen Streitigkeiten zwischen Union und FDP, auch innerhalb der
Union selbst liegen die Nerven blank. Die Bundeskanzlerin und ihre
Vertreter haben alle Mühe, ihre Europa-Politik den eigenen Leuten zu
erklären. An der Parteibasis haben viele ihre Gefolgschaft für noch
mehr Hilfen für Griechenland längst aufgekündigt. Viele
Unionsabgeordnete, weit mehr als nur Wolfgang Bosbach und andere
Abweichler, sehen sich zu einem Spagat zwischen Fraktionszwang und
eigener Meinung gezwungen. Die Schuldenkrise wird noch Jahre dauern,
für Merkel kann sie zur Stolperfalle werden. Die eigenen Leute hinter
sich zu bringen, wird für sie immer schwieriger, aber auch
entscheidender.

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