Alle glücklichen Familien ähneln einander, jede
unglückliche aber ist auf ihre eigene Art unglücklich. Was Tolstoi
schrieb, gilt auch für die politischen Familien von SPD und
Linkspartei sowie CDU und Grünen in Hessen. Die SPD mit dem
Ministerpräsidentenamt am Horizont, die Linke mit dem schönen Gefühl,
im Landtag womöglich Ministerpräsidenten-Macherin zu werden. Jetzt
müssten die beiden den Bund für–s Regierungs-Leben schließen, dann
dürfte ihr Glück komplett sein. Rot und Rot gesellt sich gern; aber
würde es dem Boomland Hessen nicht mehr schaden als nutzen? Jeweils
auf eigene Art unglücklich wirken CDU und Grüne. Die Union spürt den
FDP-Partnerverlust und dass der Starke eben nicht am mächtigsten
allein ist. Die Macht kommt aus der Koalition, sie ist nicht in
Sicht. Die Grünen fühlen sich vom Glück verlassen, wissen nicht, was
neues Glück bringt: ein Abenteuer mit Rot-Rot oder eine Mesalliance
mit Schwarz. Der Hessen-Familie droht eine Herbst-Koalitionitis –
eine Erbkrankheit, ausgehend vom Wahlrecht. Es fördert leider unklare
Verhältnisse.
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