Rheinische Post: Unsicheres Russland

Ein Kommentar von Matthias Beermann:

Martialisches Auftreten gehört im Russland der Putins und
Medwedews zum guten Ton. Erst recht, wenn es eigenes Versagen zu
kaschieren gilt. Die düsteren Racheschwüre des Premiers kommen daher
nach dem Anschlag von Moskau ebenso wenig überraschend wie die
empörte Forderung des Präsidenten, im schlampigen Sicherheitsapparat
müssten Köpfe rollen. In Wirklichkeit ist Russlands Führungsduo
ratlos. Eine Weile hatte es so ausgesehen, als ließe sich das
Riesenreich in Zaren-Manier mit der Knute zusammenhalten.
Klammheimlich setzen auch im Westen nicht wenige darauf, dass
Russlands starke Männer mit harter Hand das Chaos verhindern – obwohl
niemand glauben kann, dass da „lupenreine Demokraten“ am Werk sind,
wie ein sozialdemokratischer Kanzler einst behauptete. Doch diese
Politik, gepaart mit Inkompetenz, bürokratischem Schlendrian und
Korruption, lässt das Land nur tiefer in der Gewalt versinken. Der
radikalislamische Terror ist dabei längst nicht die einzige
Bedrohung. Auch Rechtsextremisten sind auf dem Vormarsch, liefern
sich Straßenschlachten mit „Ausländern“. Russland, so hat man uns
suggeriert, müsse auf volle Menschen- und Bürgerrechte verzichten,
der Sicherheit wegen. Das Gegenteil ist richtig.

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