Rheinische Post: Verdrängte Ölpest

Die hilflosen Pelikane, die klebrige Pampe am
Strand, die Schaufelkommandos in ihren Schutzanzügen: Das alles sieht
man nicht mehr am Golf von Mexiko. Auf den ersten Blick scheint die
Ölpest Geschichte. Das schlimmste Umweltdesaster in der Geschichte
der Vereinigten Staaten, einen Sommer lang hielt es die Welt in Atem.
Jetzt haben andere Katastrophenbilder die mit den ölverschmierten
Vögeln verdrängt. Bilder aus Fukushima lassen rasch vergessen, was
sich zwischen Louisiana und Florida an Dramen abgespielt hat. Und
genau das ist das Problem. Ohne die Folgen der Krise schon wirklich
zu kennen, scheinen die USA zur Tagesordnung überzugehen. Es stimmt,
manches an den Weltuntergangsszenarien, die vor einem Jahr die Runde
machten, war grotesk übertrieben. Die Natur hat sich selbst geholfen,
mancherorts besser, als viele es damals für möglich hielten. Aber
erstens bleiben bohrende, unbeantwortete Fragen nach den
Langzeitschäden. Und zweitens Zweifel, wie gründlich Industrie und
Politik aus dem Unglück gelernt haben. Barack Obamas Moratorium fürs
Ölfördern im Meer war schneller passé, als es nach so einer Zäsur
ratsam gewesen wäre. Was einfach fehlt, ist ein Innehalten.

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