Rheinische Post: Verlassen in Afghanistan Kommentar Von Helmut Michelis

Sterben deutsche Soldaten in Afghanistan, weil
sie mit veralteter Technik kämpfen müssen? Vor 40 Jahren wurde der
Schützenpanzer „Marder“ an die Truppe übergeben, gestern fuhr ein
solcher „Marder“ auf eine Mine – mit schrecklichen Folgen für die
Besatzung. Zwar ist der für die Panzerschlacht in der norddeutschen
Tiefebene entwickelte „Marder“ inzwischen mehrfach modernisiert
worden. Trotzdem macht es sehr nachdenklich, dass er im Jahr 2011 das
am besten geschützte deutsche Fahrzeug in Afghanistan sein soll. Wenn
das Verteidigungsministerium aus Anlass des jüngsten Angriffs
mitteilt, ab 2013 könnten Fahrzeuge statt Menschen zum Aufspüren und
Räumen von Sprengfallen eingesetzt werden, so ist das ein Beweis für
die schwer nachvollziehbare Zähigkeit, mit der auf aktuelle
Bedrohungen reagiert wird. Ist es wirklich vertretbar, in jedem Fall
auf deutsche oder europäische Lösungen zu warten? Es hat lange
gedauert, bis in Deutschland akzeptiert wurde, dass am Hindukusch
Krieg geführt wird. Wer dessen Notwendigkeit bejaht, der muss ohne
Wenn und Aber für die optimale Ausrüstung der Soldaten sorgen, die
sich zunehmend im Stich gelassen fühlen. Angesichts des Drucks der
Taliban muss auch die Taktik geprüft werden. Es geht nicht darum, vor
dem Terrorismus zu weichen. Doch ein bloßes „Weiter so“ könnte
unnötig neue Opfer fordern.

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