Rheinische Post: Verspätetes Banken-Rating

Das eigentlich Aufregende daran, dass die
Rating-Agentur Moody–s in einem Rundumschlag die großen Banken dieser
Welt heruntergestuft hat, ist der Zeitpunkt. Moody–s hat das
nachgeholt, was die Bonitätswächter schon vor Jahren hätten tun
müssen, als sich die Verschärfung der Krise im globalen Finanzgefüge
abzeichnete. Die Börse hat dies viel früher erkannt, und deshalb hat
sich der Aktienkurs der Deutschen Bank gestern zu Recht kaum bewegt.
Moody–s kommt spät. Dennoch führt uns die Rating-Agentur mit ihrem
Urteil vor Augen, dass die Krise so lange nicht bewältigt ist, wie
die Probleme der Banken auf dem Kontinent nicht gelöst sind. Und das
kann dauern. Die Kanzlerin ist gut beraten, sich Forderungen nach
Direkthilfen für die Geldhäuser aus den Rettungstöpfen zu
widersetzen. Wenn die Staaten nicht mehr diejenigen sind, die ihre
Banken an der Kandare halten müssen, droht die Spardisziplin schnell
verloren zu gehen. Jene, die nach Direkthilfen rufen oder nach einer
Bankenunion, sind dieselben, in deren Ländern einige der größten
Wackelkandidaten sitzen. Die Deutsche Bank hat in den Augen der
Rating-Wächter an Kreditwürdigkeit eingebüßt, aber weitaus
gefährdeter sind die Banken im Süden Europas. Denn jede
Staatsschuldenkrise ist auch eine Bankenkrise. Und umgekehrt.

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