Rheinische Post: Waffen-Frage darf den Westen nicht spalten

Soll, nein: muss der Westen der von Russland
bedrängten Ukraine Waffen liefern? Die Frage ist vor dem USA-Besuch
der Kanzlerin zum deutsch-amerikanischen Beziehungsdrama hochgekocht
worden, das an den Streit um den zweiten Golfkrieg erinnert.
Amerikanischer Mars gegen deutsche Venus. Rambos gegen Pazifisten.
Aber so einfach ist es nicht. Man kann mit gutem Grund gegen
Waffenlieferungen sein, denn sie würden den Westen erstmals
unmittelbar in den militärischen Konflikt verwickeln. Zugleich kann
man aber nicht ständig davon reden, dass die Freiheit und die Werte
Europas in der Ukraine auf dem Spiel stehen – und dann tatenlos dabei
zusehen, wie Moskaus Landsknechte eben diese in Stücke schießen. Das
deutsche Mantra lautet, dass dieser Konflikt nicht militärisch zu
lösen sei. Doch wenn weiter alle Versuche einer friedlichen Lösung
scheitern, werden die Forderungen nach Waffenlieferungen lauter
werden – und sie werden schon heute nicht nur in den USA erhoben,
sondern auch in Europa. Da droht Streit, aber der darf uns nicht
spalten. Der Westen muss geschlossen bleiben und willens, sich
Russlands Imperialismus gemeinsam zu widersetzen. Sonst hätte Putin
gewonnen, Waffen hin oder her.

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