Rheinische Post: Wahlkampf mit Rente

Kommentar von Antje Höning

Peer Steinbrück muss ziemlich um seine Chancen fürchten, wenn er
die ostdeutschen Rentner mit ökonomisch so fragwürdigen
Versprechungen umwirbt wie gestern: Der SPD-Kanzlerkandidat will die
Rentenwerte Ost bis 2020 an die Rentenwerte West angleichen. Als
früherer Finanzminister sollte er wissen, dass weder Rentenkasse noch
Staat jene Milliarden übrig haben, die seine Pläne kosten. Auch in
der Sache gibt es keinen Handlungsbedarf: Die tatsächlich gezahlten
Renten der ostdeutschen Männer und erst recht der ostdeutschen Frauen
liegen deutlich über denen im Westen. Das liegt an der längeren
Lebensarbeitszeit, aber eben auch an einem Umrechnungsfaktor, mit dem
die Anwartschaften der Ostdeutschen bereits aufgewertet werden. Dass
eine Zwischengröße bei der Rentenberechnung, eben jener Rentenwert,
im Osten niedriger liegt, hat da eher symbolische Bedeutung. Auch
taktisch ist Steinbrücks Vorstoß schwer zu verstehen: So mag er
vielleicht die Herzen der vier Millionen ostdeutschen Rentner
gewinnen, 16 Millionen westdeutsche Rentner irritiert er.

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