Rheinische Post: Was Steinbrück nicht sagen darf = Von Birgit Marschall

Peer Steinbrück mag ja in seiner Bewertung
sogar recht haben: Der frühere italienische Ministerpräsident Silvio
Berlusconi und der Spitzenkandidat der Protestbewegung 5 Sterne, der
Berufskomiker Beppe Grillo, können von vielen Menschen, zumal in
Deutschland, durchaus als Polit-„Clowns“ wahrgenommen werden. Doch
sagen darf das einer, der im September Bundeskanzler werden möchte,
nicht. Auch nicht in einer Diskussionsveranstaltung, in der Klartext
von ihm erwartet wird. Die Absage eines Abendessens mit Steinbrück
durch den italienischen Staatspräsidenten Napolitano in Berlin war
folgerichtig. Napolitano kann sich nicht mit einem Kanzlerkandidaten
treffen, der italienische Politiker derart verspottet. Berlusconi
und/oder Grillo könnten einer neuen Regierung angehören, die
Napolitano vereidigen muss. Einmal mehr hat Steinbrück diplomatisches
Ungeschick bewiesen. Den Schaden, den er schon als Finanzminister mit
umstrittenen Äußerungen gegenüber der Schweiz angerichtet hatte,
musste sein Nachfolger mühevoll ausbügeln. Steinbrück ist trotz aller
Ankündigungen, seine spitze Zunge zähmen zu wollen, rhetorisch wieder
entgleist. Diesmal schadet das nicht nur der SPD, sondern auch
Deutschland.

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