Rheinische Post: Westerwelle wackelt zu Recht

Ein Kommentar von Sven Gösmann:

Guido Westerwelle war bis 2009 ein hervorragender
Oppositionsführer. Seitdem ist er ein schlechter Bundesaußenminister.
Warum bloß? Er ist doch gescheit bis zur Arroganz, rhetorisch gewandt
bis zur Manieriertheit, kampferprobt bis zum Dolchstoß. Westerwelle
aber wählte 2009 das falsche Amt für sich und für die FDP. Er hätte
nach dem Finanzministerium greifen müssen. Stattdessen ließ er sich
von den FDP-Altvorderen das angeblich prestigeträchtigere Außenamt
aufschwatzen. Doch die internationale Politik hat sich verändert.
Heute treffen die Regierungschefs die Entscheidungen, Außenminister
sind vor allem eines: außen vor. Westerwelles Naturell entspricht
zudem nicht dem des Diplomaten. Den Sieg der libyschen Rebellen auch
für sich zu reklamieren, entspricht dem Innenpolitiker, der mit
Nachrichten-Soundbites Geländegewinne für einen Tag erzielen will.
Gutes Regieren jedoch braucht Verlässlichkeit und die
Glaubwürdigkeit, Fehler einzugestehen. Dazu ist Westerwelle nicht in
der Lage. Ihn hält nur im Amt, dass die FDP-Troika Rösler, Lindner,
Bahr ihn noch nicht austauschen kann. Sie weiß, dass es ein Fehler
war, Westerwelle bei ihrem Amtsantritt vor gut 100 Tagen nicht zum
Rücktritt bewegt zu haben. Er wird der Mühlstein um den Hals der FDP
bei den Wahlen in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern sein.

Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2303