Von Matthias Beermann
Fast 100 Menschenleben hat der Umsturz in Kiew gekostet. So viel
Blut ist in Europa schon lange nicht mehr geflossen. Und daran sind
wir Westeuropäer nicht ganz unschuldig. Zu lange hat man den
ukrainischen Potentaten Janukowitsch in dem Glauben gelassen, die EU
werde es bei lauwarmen Protesten belassen. Erst die
Vermittlungsmission der Außenminister von Deutschland, Frankreich und
Polen markierte eine Abkehr von dieser gefährlichen Politik des
Zauderns. Ihr Erfolg, obwohl schnell überrollt von einer Revolution,
beweist, dass es sich lohnen kann, sich einzumischen und Risiken
einzugehen. Wir tragen Verantwortung für die Ukraine, und das ist gut
so. In Kiew haben Menschen ihr Leben geopfert, weil sie ein korruptes
Regime loswerden wollten und weil sie sich nach Demokratie und
Wohlstand wie im Westen sehnen. Die EU darf diesen Wunsch nicht kalt
ignorieren, nur weil er Moskau missfällt. Wladimir Putin betrachtet
die Ukraine als russischen Satellitenstaat, den er nicht dem Westen
überlassen will. Es wird schwer sein, Putin von seiner konfrontativen
Weltsicht abzubringen. Aber es ist wohl der einzige Weg, um einen
Zerfall der Ukraine zu verhindern. Und damit auch weiteres
Blutvergießen.
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