Rheinische Post: Zehn Jahre CO-Pipeline

Wenn es nicht um ein so ernstes Thema ginge,
könnte man den Streit um die CO-Pipeline als Posse lesen. Seit 2004
arbeitet der Bayer-Konzern an dem technisch vergleichsweise
schlichten Projekt – und drohte, zu scheitern: an der eigenen
Arroganz; erst spät reagierte Bayer auf die Ängste der Anwohner und
informierte; am Opportunismus von Landtagsabgeordneten, die die
Pipeline erst abnickten und später bekämpften; am Unvermögen der
Bezirksregierung, die sich vom Gericht über die Erstellung von
Bescheiden belehren lassen musste; an Bürgerinitiativen, die Ängste
der Anwohner schürten. Nun kommt Bewegung in die Sache. Indem die
Bezirksregierung die Auflagen konkretisiert und erste Gutachten zur
Erdbebensicherheit anerkennt, räumt sie Bayer Steine aus dem Weg. Am
Ziel ist der Chemie-Konzern damit noch nicht. Das letzte Wort hat das
Oberverwaltungsgericht Münster, das entscheiden muss, ob die Röhre
für das giftige Gas mit dem Allgemeinwohl vereinbar ist. Unabhängig
davon, wie das Gericht 2014 urteilt – ein Verlierer steht schon fest:
der Industriestandort Deutschland. Wenn Politik und Behörden zehn
Jahre brauchen, um eine Millionen-Investition endgültig zu genehmigen
oder abzulehnen, werden Konzerne künftig auf solche Wagnisse
verzichten. Bei so wenig Verlässlichkeit gehen sie gleich ins
Ausland.

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