RNZ: Alles beim Alten

Von Klaus Welzel

Mubarak ist weg – und der Blick wird frei auf die zweite Reihe
hinter der Galionsfigur der ägyptischen Militärdiktatur. Man stellt
fest: Im Land der Pharaonen hat sich gar nicht so viel verändert. Und
doch sehr viel. Die Demonstranten sind zufrieden, brechen die Zelte
ab, warten auf dringend nötige Reformen. Das Militär verschwendet
seinerseits keine Zeit beim Umbau der Herrschaftsstrukturen, ob
daraus jedoch in absehbarer Zeit eine Demokratie wird oder ob die
Krake in Uniform das Land weiterhin ausplündert, das muss sich erst
noch weisen. Am Wochenende wurde immer wieder darauf hingewiesen,
dass in Ägypten kein Armutsaufstand stattgefunden habe, sondern einer
der gebildeten Mittelschicht. Mag sein. Aber der relative
wirtschaftliche Wohlstand der letzten Jahrzehnte kam der Kaste des
Militärs zugute. Die Uniformierten lösten in Personalunion einen
Gründerboom aus, besetzten auch im zivilen Leben die entscheidenden
Posten. Das Militär verhinderte somit, dass Bildung der Schlüssel für
Wohlstand sein kann. Es warf das Land zurück. Der Glaube daran, dass
ausgerechnet die Profiteure des alten Regimes nun den Wandel
gestalten sollen, fällt schwer. Vielleicht aber ist die Angst vor
einem neuen Volksaufstand größer als die Furcht davor, einige
(sicherlich nicht alle) Pfründe zu verlieren.

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