Von Christian Altmeier
US-Präsident Barack Obama konnte bei der Rede zur Lage der Nation
endlich wieder einmal das tun, was er am besten kann: Eine
inspirierende Ansprache halten, in der er Visionen für die Zukunft
entwirft. Und nicht einmal die Republikaner können widersprechen,
wenn er fordert, dass Amerika sich nicht abhängen lassen dürfe. Die
Antwort darauf, wie genau er die skizzierten Ziele erreichen will,
blieb der Präsident indes schuldig. Denn Obama weiß, dass politische
Details im Parteienstreit zerrieben oder gar gegen ihn verwendet
werden würden. So scheint es, dass der Regierungschef knapp ein
Vierteljahr nach dem Verlust der demokratischen Mehrheit im Kongress
seine neue Rolle gefunden hat. Ähnlich wie einst Bill Clinton bewegt
er sich zunehmend in die politische Mitte und präsentiert sich als
über den Lagern stehender Landesvater. Genau in dieser Rolle sehen
die Amerikaner ihren Präsidenten traditionell am liebsten – was sich
bereits in steigenden Umfragewerten für Obama ausdrückt. Die
Wahlschlappe könnte sich daher noch als entscheidender
Richtungsweiser auf dem Weg zur Wiederwahl entpuppen. Denn die
Republikaner stecken nun in einem Dilemma. Bleiben sie bei ihrer
Politik des Neinsagens, kann Obama sie leicht als Blockierer
hinstellen. Arbeiten sie aber mit dem Präsidenten zusammen, werden
die Erfolge vor allem Obamas Erfolge sein.
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