Von Klaus Welzel
Die Grünen mausern sich immer mehr zum Machtzentrum, wenn es um
Regierungsbildungen geht – allerdings nur in den Umfragen. Auch das
aktuelle Politbarometer prophezeit Spitzenwerte, doch zugleich ist
Renate Künast als letzter Grünen-Politiker aus der Liste der „zehn
wichtigsten deutschen Politiker“ verschwunden. Das sollte der
Ökopartei zu denken geben. Die Grünen nehmen nämlich im gleichen Maß
zu, wie die FDP auf „Normalmaß“ zurecht gestutzt wird. Das hat
vermutlich viel mit dem so genannten „bürgerlichen Lager“ zu tun, das
kaum noch ins althergekommene Rechts-Links-Schema passt. Grünen- und
FDP-Wähler sind sich vermutlich viel ähnlicher, als das die
Parteistrategen wahr haben wollen. Die Klientel gehört oftmals zu den
Gutverdienern, sie ist strukturkonservativ und hat kein Problem
damit, Ökologie und Materialismus in Einklang zu bringen. Soweit die
blasse Theorie. Geht es aber um das Schmieden von Bündnissen, steht
die Steuersenkungspartei FDP plötzlich wieder rechts, während sich
das Gros der Grünen an die SPD bindet. Schließt man aber ein Bündnis
von Rot-Rot-Grün aus, so bleibt letztlich nur die eine Möglichkeit:
Liberale und Grüne müssen sich – wie im Saarland – für gemeinsame
Koalitionen öffnen. Ob dann mit der Union oder der SPD, das ist
nachrangig.
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