RNZ: Chaos in Kairo

Die Rhein-Neckar-Zeitung kommentiert die
Ausschreitungen in Kairo und die Lage der Kopten: „Gewalt gegen
koptische Christen in Ägypten gibt es nicht erst seit dem Sturz der
Mubarak-Regimes. An Neujahr 2011 gab es einen tödlichen
Bombenanschlag auf eine Kirche, ein Jahr zuvor eine blutige
Schießerei. Doch inzwischen häufen sich die Übergriffe fanatisierter
Mobs. Neu an den Ereignissen vom Sonntagabend ist indes die aktive
Rolle, die staatliche Stellen dabei spielten: Das Staatsfernsehen
rief unverhohlen Bürger zur Unterstützung für die Soldaten auf,
während Militärfahrzeuge in der Menge ein wahres Blutbad anrichteten.
Nun ist die Lage zu unübersichtlich, um zu erkennen, von wem die
Gewalt ausging. Schnell machen Gerüchte von „Agents provocateurs“ die
Runde, die die Sache der Kopten (oder der Arabellion) in Misskredit
bringen sollten. Das ist schwer zu beweisen. Aber es fällt auf, dass
von der unsicheren Lage vor allem eine Seite profitiert: Das sind
weniger die islamistischen Hetzer als die Militärs. Sie demonstrieren
wenige Wochen vor den Parlamentswahlen, die ihre allmähliche
Entmachtung einleiten sollen, noch einmal alte Stärke. Im Chaos wird
der Ruf nach einer harten Hand lauter werden. Der dauerhafte
politische Erfolg der Tahrir-Revolution ist damit alles andere als
ausgemacht. Für die Kopten war ein Zugewinn an Freiheit bislang fast
gänzlich ausgeblieben.“

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Rhein-Neckar-Zeitung
Dr. Klaus Welzel
Telefon: +49 (06221) 519-5011

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