Von Christian Altmeier
Die Welt schaut entsetzt nach Syrien, wo Machthaber Assad die
Aufstände in seinem Land blutig niederschlagen lässt. Doch Angst,
dass der Hilferuf der Opposition ein internationales Echo auslöst,
muss der syrische Diktator wohl trotz der brutalen Gewalt gegen das
eigene Volk nicht haben. Denn noch halten Russland und China – die
schon aus eigenem Interesse eine Einmischung der Vereinten Nationen
in innere Angelegenheiten stets skeptisch sehen – ihre schützende
Hand über das Regime. Aber auch der Westen dürfte nach den
Erfahrungen in Libyen allenfalls politische und wirtschaftliche
Sanktionen gegen Syrien in Betracht ziehen. Auf eine militärische
Intervention können die Aufständischen in Syrien hingegen nicht
hoffen. Schließlich konnten in Libyen selbst Tausende Luftangriffe
der Nato Gaddafi bislang nicht zur Aufgabe bewegen. Noch einmal wird
sich der Westen daher nicht zu einem solchen Abenteuer hinreißen
lassen. Dies führt unweigerlich in ein Dilemma. Wie lässt sich
rechtfertigen, dass die Nato die Ablösung Gaddafis mit allen Mitteln
unterstützt, die Aufstände gegen den nicht minder brutalen Assad aber
im Stich lässt? Nicht nur die arabische Welt wird diese Doppelmoral
aufmerksam registrieren.
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