RNZ: Ein Mord

Von Klaus Welzel

In Pakistan hat eine Frau am Weihnachtswochenende über 40 Menschen
getötet, ein paar hundert Kilometer weiter wurde in Nordafghanistan
ein deutscher Entwicklungshelfer erschossen. Beide Male sollen
Taliban die Urheber sein. Ein Mord unter vielen also. Ein Mord, der
wieder einmal klar macht: Die Bundeswehr bohrt in Afghanistan keine
Brunnen, sie schützt keine Schulen. Sie ist dort Kriegsbeteiligte. An
einem Krieg, von dem einige Kenner des Landes schon vor dem ersten
Bombardement am Hindukusch sagten: Er ist nicht zu gewinnen. Ein
Krieg, aus dem Deutschland so schnell wie möglich heraus möchte –
wenn man nur wüsste, wie das gehen soll. SPD-Fraktionschef Steinmeier
fordert nun ein verbindliches Datum für den Beginn des Abzugs. Das
ließe sich leicht bewerkstelligen. Denn ein Anfang bedeutet in diesen
Kriegswirren nicht viel. Doch dann? Wie soll ein Land, in dem sich
die „Besatzer“ allenfalls selbst verteidigen können, an eine
einheimische Regierung übergeben werden? Und kann man mit den Taliban
so etwas wie einen Frieden schließen? Kann man sich den Frieden, die
Zivilgesellschaft, gar die Demokratie erkaufen? Das sind die Fragen,
die vor dem Abzug beantwortet werden müssen. Ansonsten wäre der
Afghanistan-Krieg nur ein verantwortungsloses „Abenteuer“ gewesen.
Wie im Irak.

Pressekontakt:
Rhein-Neckar-Zeitung
Manfred Fritz
Telefon: +49 (06221) 519-0