RNZ: „Energie“ – Rhein-Neckar-Zeitung zum Papstbesuch

„Die Begeisterung der Massen zeigt, dass mehr
Interesse am Glauben und Sehnsucht nach Religiosität vorherrschen,
als angenommen. Wenn diese Energie auch in den einzelnen Gemeinden
abgerufen werden kann, dann kann aus diesem Papstbesuch doch noch
mehr werden als bloß das Megaevent mit „Benedetto Superstar“.“

Von Sören Sgries

Hunderttausende bejubelten den Papst, gerade auch bei vielen
jungen Menschen erntete das Kirchenoberhaupt enthusiastischen
Zuspruch. Das Bedenkliche für die katholische Kirche: Diese Freude
hat wenig mit den Inhalten zu tun. Die Kluft zwischen Kirche und
Gläubigem fängt bei profanen Themen wie der eigenen Lebensführung an,
die die Wenigsten an den strengen, vielleicht überholten
Vorstellungen des Papstes ausrichten wollen oder können. Es betrifft
aber auch Kernfragen der Kirche: nach der Ökumene, nach strukturellen
Ursachen für Missbrauch. Hier brachte die Visite des „Heiligen
Vaters“ in seinem Heimatland nicht die Fortschritte, die sich viele
erhofft hatten – und damit diesem viertägigen Besuch vielleicht zu
viel Bedeutung beigemessen hatten. Für die Kirche in Deutschland
bedeutet das, dass die Arbeit vor Ort weitergehen muss. Im Alltag
herrscht eben eine andere Einstellung und damit auch eine andere
Glaubenspraxis vor, als sie aus dem fernen Vatikan gepredigt wird.
Der Papstbesuch kann sich dennoch als hilfreich erweisen: Die
Begeisterung der Massen zeigt, dass mehr Interesse am Glauben und
Sehnsucht nach Religiosität vorherrschen, als angenommen. Wenn diese
Energie auch in den einzelnen Gemeinden abgerufen werden kann, dann
kann aus diesem Papstbesuch doch noch mehr werden als bloß das
Megaevent mit „Benedetto Superstar“.

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Rhein-Neckar-Zeitung
Manfred Fritz
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