Von Christian Altmeier
Nachdem sich die Grünen seit Monaten auf einem Höhenflug in den
Umfragen befinden, beginnt die Partei offensichtlich auch selbst an
ihre Stärke zu glauben. Zumindest in Berlin, wo Renate Künast nun als
Bürgermeister-Kandidatin antritt, hat sie auch allen Grund dazu. Denn
nirgendwo sonst sind alternative Milieus so stark vertreten wie in
der Hauptstadt – die mit Christian Ströbele bereits den einzigen
Grünen mit Direktmandat in den Bundestag entsendet. Doch im Gegensatz
zu Ströbele spricht die regierungserfahrene Realo-Politikerin Künast
durchaus auch Wähler in der politischen Mitte an. Die kämpferische
Schnellrednerin kann daher selbst im direkten Vergleich zu dem
mitunter als amtsmüde empfundenen Bürgermeister Klaus Wowereit
punkten. Ihre Chancen auf einen Wahlsieg sind somit wesentlich
geringeren Risiken unterworfen, als etwa die der Grünen in
Baden-Württemberg – deren Höhenflug sich vor allem auf die Ablehnung
von Stuttgart 21 gründet. Doch egal ob in Stuttgart oder Berlin: Nein
sagen allein reicht nicht. Wenn es den Grünen nicht gelingt, konkrete
Alternativen zu benennen, ohne damit die Protestwähler zu vergraulen,
werden die Umfragewerte nur eine Momentaufnahme bleiben.
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