Von Sören S. Sgries
Nach all dem Gerede von „roten Linien“ und „Beweisen“ kommt Obamas
Zögerlichkeit überraschend. Für alle Assad-Gegner, die auf die
Supermacht gehofft hatten, ist dies eine Enttäuschung. Aber: Obama
tut das einzig Richtige – aus mehreren Perspektiven.
Zum einen: Innenpolitisch ist der US-Präsident stark angeschlagen.
Nach den schlechten Erfahrungen in Afghanistan und im Irak sehnen
sich die Amerikaner nach keinem weiteren Krieg ungewissen Ausmaßes.
Indem Obama die Verantwortung an die Abgeordneten weiterreicht, setzt
er zwar seinen Ruf als entschlossener Macher aufs Spiel – aber wenn
der Militärschlag beschlossen werden sollte, ruht die Last der
Verantwortung auf vielen Schultern. Ein geschickter Zug.
Zweitens: Auch international fehlt eine breite Allianz, die
glaubt, dass eine Attacke die beste Lösung ist. Gerade erst wurde
Cameron als einer der letzten Getreuen gebremst. Obama würde also als
Kriegsherr weitgehend allein dastehen. Sein Zögern verschafft den
Diplomaten Zeit, die sie nutzen sollten. Denn auch wenn der Kongress
entscheiden wird: Dass die USA dem Morden nicht mehr tatenlos zusehen
wollen, hat Obama deutlich gemacht. Assad, aber auch seine
Unterstützer in Moskau sollten das erkennen.
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