RNZ: Neuer Irak? – Kommentar zu den jüngsten Anschlägen

Von Christian Altmeier

Offiziell ist der von den USA angeführte Einsatz im Irak beendet.
US-Präsident Barack Obama hat die Truppen nach Hause geholt – ebenso
wie die anderen Nationen der „Koalition der Willigen“. Doch die
jüngste Serie grausamer Anschläge in Bagdad zeigt, dass der „neue
Irak“ als stabile Demokratie, die für ihre eigene Sicherheit sorgen
kann, nur auf dem Papier existiert. In der Realität sind die
politischen Parteien – die sich seit acht Monaten nicht auf eine
Regierung einigen können – ebenso zerstritten, wie die verschiedenen
Volksgruppen im Land. Leidtragende sind vor allem schutzlose
Minderheiten wie die Christen. Ebenso wie im Jemen oder in
Afghanistan zeigt sich zudem auch im Irak, dass die Terroristen stets
dort stark werden, wo die Regierung schwach ist. Der Aufbau
staatlicher Strukturen und einer funktionierenden Zentralgewalt
erfordern aber einen langen Atem – zumal der Irak nach dem kompletten
Bruch mit der Ära Saddam noch immer mit deren Aufarbeitung
beschäftigt ist. Der „Kampf gegen den Terror“ ist im Zweistromland
daher nicht beendet – er fängt gerade erst an. Ob der Irak diese
Herausforderung bestehen wird – oder bald gänzlich im Chaos versinkt
– ist keineswegs ausgemacht.

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