RNZ: Neuer Kurs – Kommentar zum Streit Türkei/Israel

Von Christian Altmeier

Zwischen der Türkei und Israel bahnt sich eine Eiszeit an. Die
einst guten Beziehungen beider Länder sind bereits seit 15 Monaten
durch den Streit um den israelischen Angriff auf die Gaza-Hilfsflotte
belastet. Nun sind auch die Hoffnungen, dass der langerwartete
UN-Bericht über den Vorfall die Wogen glätten kann, zerplatzt. Dass
die UN den Angriff – trotz aller Kritik am israelischen Vorgehen –
grundsätzlich als legitim bezeichnen, war für die Türkei
offensichtlich nicht hinnehmbar. Doch geht es den Türken um mehr, als
nur um die Erstürmung der „Mavi Marmara“ und die Seeblockade des
Gazastreifens. Die Reaktion Ankaras kommt einer grundsätzlichen
Weichenstellung der türkischen Außenpolitik gleich. Denn sie demütigt
nicht nur Israel, sondern brüskiert auch die USA, die sich intensiv
um ein gutes Verhältnis ihrer beiden wichtigsten Verbündeten in der
Region bemüht haben. Die Türkei versteht sich unter der
islamistischen AKP-Regierung offenbar zunehmend als unabhängige
Regionalmacht, die vor allem die Beziehungen zur arabischen Welt
weiter vertiefen will. Damit setzt sie einen Kontrapunkt zu ihren
kemalistischen Vorgängern – wodurch die Türkei allerdings politisch
wie wirtschaftlich ein hohes Risiko eingeht.

Pressekontakt:
Rhein-Neckar-Zeitung
Manfred Fritz
Telefon: +49 (06221) 519-0