Die Situation ist nicht neu, dass die Schwäche
der Anderen einer Regierung das Überleben sichert. Die kürzliche
Präsidentenwahl im dritten Anlauf war so eine Situation. Die
rot-rot-grüne Option hat versagt. Das nachgeschobene Angebot der
Linken für einen „Oppositionsgipfel“ war ein Feigenblatt fürs eigene
schlechte Gewissen. SPD-Chef Gabriel, den sonst keine
machtpolitischen Skrupel plagen, musste diese Offerte ausschlagen. Es
kommt vorerst nicht zusammen, was nicht zusammengehört. Jedenfalls
nicht, so lange die SED-Nachfolgerin so ist, wie sie ist – und es
immer wieder beweist, wie im Fall Gauck. Aber der Schock vom letzten
Mittwoch entfaltet seine Wirkung auch im schwarz-gelben Lager. Die
Kanzlerin hat begriffen, dass sie in der Bredouille steckt und will
mit schnelle Lösungen dagegenhalten. Nur wird sie dabei die Erfahrung
machen: Ein Ruf ist schneller ruiniert als wiederhergestellt. Und die
pathologische Neigung ihrer Partner, die Opposition in der Koalition
zu geben, findet bestimmt neue Gelegenheiten.
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Rhein-Neckar-Zeitung
Manfred Fritz
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