RNZ: Rhein-Neckar-Zeitung, zu: Westergaard/Islam

Sie hat den Dalai Lama im Kanzleramt empfangen
– und die chinesischen Pressionen ausgehalten. Gestern Abend setzte
Angela Merkel wieder so ein Zeichen, vielleicht noch wichtiger und
riskanter als das andere, als sie der Verleihung eines Medienpreises
für den dänischen Karikaturisten Kurt Westergaard Bedeutung gab. Der
Mann, der den militanten Islam in die gezeichnete Metapher des
Propheten Mohammed mit der Bombe als Turban übersetzte, hat für die
Meinungsfreiheit viel von seiner Freiheit eingebüßt. Die 2005
inszenierte Wut in islamischen Ländern kann jederzeit neu entfacht
werden – auch mit dem Bild, das ihn mit der Kanzlerin zeigt. Die
demonstrative Solidarität mit Westergaard ist Merkels Bekenntnis zur
Meinungsfreiheit, diesem hart erkämpften Pfeiler, auf dem die moderne
Zivilgesellschaft ruht. Solange der Islam damit nicht leben kann, ist
er kulturell mit unserer Wertegesellschaft nicht kompatibel. Merkels
mutige Geste soll genau dies ausdrücken. Wer hingegen Bücher
verbrennt, tut das Gegenteil: Er zeigt, dass er Angst hat – und will
Religionskrieg führen.

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Manfred Fritz
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