RNZ: Rote Tücher – Kommentar zu den Protesten in Spanien

Von Christian Altmeier

Die Proteste in Spanien sind vom „arabischen Frühling“ inspiriert.
Tatsächlich ähneln sich nicht nur die Bilder von den besetzten
Plätzen. Diesseits wie jenseits des Mittelmeers geht der Widerstand
von einer Jugend aus, die sich als „verlorene Generation“ begreift –
gut ausgebildet, aber ohne jede Perspektive. Die
Jugendarbeitslosigkeit in Spanien liegt bei rund 40 Prozent – und
übertrifft damit sogar die Zahlen aus Ägypten oder Tunesien.
Natürlich lehnen sich die Spanier nicht gegen Diktatur und
Unterdrückung auf. Sie müssen nicht um ihr Leben fürchten – haben
aber auch kaum eine Chance, eine spürbare Veränderung herbeizuführen.
Denn ein Regierungswechsel ist nicht ihr Ziel. Für sie sind Regierung
und Opposition gleichermaßen rote Tücher. So bleibt ihnen nur, ihre
Wut zu zeigen. Das sollte freilich auch außerhalb Spaniens aufmerksam
registriert werden. Denn die prekäre Situation der spanischen Jugend
ist nur ein Symptom der Wirtschaftskrise, die das Land schwerer
getroffen hat, als alle anderen in Europa. Und Spanien ist ein
anderes Kaliber als Griechenland, Irland oder Portugal. Gerät die
fünftgrößte Wirtschaft der EU ins Taumeln, hilft auch der
Euro-Rettungsschirm nicht mehr. Denn der ist nur für „Leichtgewichte“
ausgelegt.

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