Von Sören Sgries
Wieder einmal wird Joachim Gauck seinem Ruf als „Menschenfischer“
gerecht – und das im besten Sinne. Sein Auftritt in Israel überzeugt
bislang rundum. Auch er sagt zwar nicht viel mehr als andere deutsche
Spitzenpolitiker vor ihm. Das eindeutige Bekenntnis zum Existenzrecht
Israels, die Trauer in der Holocaust-Gedenkstätte: Das sollten
Selbstverständlichkeiten im deutsch-israelischen Miteinander sein.
Doch die einfühlsame Art, mit der Gauck auftritt, die Kunst, seine
Botschaft in bedeutungsschwere Worte zu kleiden, die machen den
Besuch doch zu etwas Besonderem, das bei den Israelis gut ankommt.
Denn noch liegt ein leichter Schatten auf den Beziehungen: Die „Man
wird ja wohl noch sagen dürfen“-Debatte, die sich an Günter Grass–
Anti-Israel-Polemik anschloss, wurde sehr wohl registriert. Da tut es
gut, wenn der deutsche Präsident sich derart deutlich hinter den
Staat stellt. Doch Gauck verzichtet deshalb nicht auf Kritik an der
Siedlungspolitik. „Freundschaft ist Freundschaft, aber nicht
kompromisslose Zustimmung“ – mit diesem Satz ist alles gesagt, was
die deutsch-israelischen Beziehungen ausmachen sollte. Und es wird
mehr erreicht als mit einer dumpfen Provokation unter dem Deckmantel
der Lyrik.
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