„Rote Karte“ für ALDI, LIDL, Rossmann, Drospa und dm im Energiesparlampentest

Pressemitteilung

Deutsche Umwelthilfe testete Bereitschaft zur Rücknahme von
Energiesparlampen im Einzelhandel: Nur neun Prozent der besuchten
Geschäfte erhalten eine „Grüne Karte“ für verbraucherfreundliche
Rücknahme von Energiesparlampen – 63 Prozent der Geschäfte verweigern
Ver¬brauchern die Rücknahme und die ordnungsgemäße Entsorgung
quecksilberhaltiger Altlampen und erhalten dafür die „Rote Karte“ für
Umweltignoranz – DUH fordert eine Verpflichtung zur Rücknahme von
Elektrokleingeräten wie Energiesparlampen im Handel und kündigt
Testbesuche zur Umsetzung des Glühlampenverbotes an

Nur jede zehnte kaputte quecksilberhaltige Energiesparlampe aus
Privathaushalten findet derzeit in Deutschland ihren Weg ins
Recycling. Damit zählt Deutschland zu den Schlusslichtern in Europa.
Ein Grund für das miserable Ergebnis sind die wenigen kommunalen
Sammelstellen. Umso wichtiger ist es daher für den Verbraucher,
ausgediente Energiesparlampen in den Geschäften abgeben zu können,
die diese auch verkaufen. Die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) hat im
September 2010 die Rücknahmebereitschaft bei Discountern,
Drogerieketten sowie in Bau- und Elektromärkten untersucht und
Testbesuche in 88 Filialen der großen Handelsketten durchgeführt.

Nur neun Prozent der Geschäfte erhalten die „Grüne Karte“
(durchgängig korrekt Hellweg und Bauhaus). Sie haben eine klar
gekennzeichnete Sammelbox für Energiesparlampen aufgestellt und
weisen die Kunden deutlich auf die Rückgabepflicht hin.

28 Prozent und damit jede vierte Filiale von Elektro-, Bau-,
Supermärkten und Kaufhäusern waren zumindest bei direkter Nachfrage
bereit, ausgediente Energiesparlampen zurückzunehmen. Sie stellen
aber keine sichtbaren Sammelbehältnisse bereit. Dafür erhalten sie
die „Gelbe Karte“.

Zwei von drei Geschäften verweigerten rundweg jegliche Rücknahme.
Schlusslichter der Untersuchungen sind die Drogerieketten Rossmann,
Drospa und dm und die Discounter LIDL und ALDI, die hierfür die „Rote
Karte“ erhalten. In keiner der untersuchten Filialen dieser Ketten
konnten Energiesparlampen zurückgegeben werden.

„Einmal mehr ist der Kuschelkurs dieser wie früherer
Bundesregierungen gegenüber den großen Handelskonzernen gescheitert.
Die Ergebnisse der Testbesuche sind eine schallende Ohrfeige für den
Bundesumweltminister. Nur neun Prozent der Geschäfte, die
Energiesparlampen verkaufen, nehmen auch Altlampen aktiv zurück. Zwei
Drittel der Geschäfte verweigern die Rücknahme komplett. Das ist eine
Bankrotterklärung der unverbindlichen Vereinbarungen zwischen dem
Bundesumweltministerium und dem Handel“, kritisiert Jürgen Resch,
Bundesgeschäftsführer der DUH. „Wir raten den Verbrauchern,
diejenigen Geschäfte zu meiden, die sich weigern, alte
Energiesparlampen zurückzunehmen.“

Die DUH fordert Bundesumweltminister Röttgen auf, eine gesetzliche
Regelung einzuführen, die Handelsunternehmen, die Energiesparlampen
dauerhaft oder als Aktionsware verkaufen, zur Rücknahme verpflichtet.
Ähnliche Überlegungen gibt es bereits im Europäischen Parlament in
Brüssel, wo gerade die europäische Altgeräterichtlinie (sog.
WEEE-Richtlinie) überarbeitet wird. Der Umweltausschuss des
Europäischen Parlaments hat sich klar positioniert. Der Ausschuss hat
einem Änderungsantrag des Europaabgeordneten Peter Liese (CDU) in
diesem Sinne zugestimmt. Demnach sollen überall dort, wo
Energiesparlampen und Elektrokleingeräte verkauft werden, gut
sichtbare Sammelboxen für ausgediente Altgeräte aufgestellt werden.
Verbraucher könnten Energiesparlampen und Elektrokleingeräte dann
kostenfrei dort abgeben. „Nichts hindert Umweltminister Röttgen
daran, diese europäische Initiative auch in Deutschland aufzugreifen.
Im Gegenteil. Die Sammelquote von gerade ein Drittel der alten
Energiesparlampen in Deutschland verlangt verbindliche Regelungen für
die Altlampensammlung. Die Pflicht für Händler, die Energiesparlampen
verkaufen, solche Lampen auch zurück zu nehmen, wäre ein längst
überfälliger Schritt“, sagte Maria Elander, Leiterin
Kreislaufwirtschaft bei der DUH.

Jährlich fallen in Deutschland rund 120 Millionen
quecksilberhaltige Gasentladungslampen zur Entsorgung an. Nur 35
Prozent davon werden getrennt gesammelt und ordnungsgemäß entsorgt.
Betrachtet man die Sammelquote von ausgedienten Energiesparlampen aus
Privathaushalten, sinkt sie sogar auf beschämend niedrige 10 Prozent.

Bei den Testbesuchen haben die Mitarbeiter der DUH festgestellt,
dass in einigen Bau- und Elektromärkten noch matte Glühlampen und
klare Glühlampen mit mehr als 60 Watt verkauft werden. Diese Lampen
sind von den Regelungen zum sogenannten Glühlampenausstieg betroffen:
Seit 1.9.2009 bzw. seit 1.9.2010 dürfen sie nicht mehr in Verkehr
gebracht werden. Die DUH kündigt an, in den kommenden Wochen und
Monaten, die Einhaltung der neuen Regelungen zu kontrollieren.

Hintergrundinformationen: Das Quecksilber-Paradox
Energiesparlampen beinhalten technisch bedingt kleine Mengen
Quecksilber; Glühlampen nicht. Trotzdem verursachen Glühlampen durch
ihren höheren Energiebedarf sogar höhere Quecksilberemissionen als
Energiesparlampen. Beim deutschen Strommix, mit einem hohen Anteil
von Strom aus Kohleverbrennung, werden nach Berechnungen des
Öko-Instituts pro Kilowattstunde 0,0147 Milligramm Quecksilber
emittiert. So verhindert jede gesparte Kilowattstunde auch den
zusätzlichen Ausstoß des giftigen Schwermetalls. Hochwertige
Energiesparlampen mit einer langen Brenndauer ersparen daher der
Umwelt mehr Quecksilber als sie selber enthalten. Dies ist allerdings
kein Argument, auf eine fachgerechte Entsorgung verzichten zu können.

Pressekontakt:
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer, Deutsche Umwelthilfe e.V.,
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, Mobil.: 0171 3649170, resch@duh.de

Maria Elander, Leiterin Kreislaufwirtschaft, Deutsche Umwelthilfe
e.V., Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, Tel.: 030 2400867-41, Mobil:
0160 5337376, elander@duh.de

Ulrike Fokken, Politik & Presse, Deutsche Umwelthilfe e.V.,
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, Tel.: 030 2400867-86, Mobil:
0151 55017009, fokken@duh.de